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J.S. Bach: Suiten für Violoncello Solo

Nr. 1-6 BWV 1007-1012, Fassung für Viola Sola

Nobuko Imai (Viola); Philips 462798-2 (2CD/151'/ 1997) Johann Sebastian Bachs Suiten für Cello Solo auf der Viola zu spielen bringt unvermeidliche Verluste wie Vorteile mit sich. Der profunde, tiefe Klang kann nicht ersetzt, jedoch mit Leichtigkeit und Flexibilität aufgewogen werden. Nobuko Imai setzt mit selbstvergessen zielgerichteter Gestaltung, innerer Ruhe und geradezu paradox scheinendem Ineinander von unerschütterlicher Gewißheit und spontaner Empfänglichkeit alle Skepsis umgehend außer Kraft. Ihr Spiel ist wahrhaft meditativ, also Kontinuum des Dynamischen, nicht Statischen. Wenn Yo-Yo Ma vor einiger Zeit diese Suiten vortrefflich vorlegte, so gelingt es ihr noch ursprünglicher, Bachs Musik mit Bachschen Mitteln zum Singen zu bringen. Es handelt sich um den seltenen Idealfall, daß das Arsenal der historischen Aufführungspraxis in die Hände einer berufenen Musikerin gelangt, die nie den zergliedernden Gefahren des Manierismus, der Affekt-Effekte aufsitzt.

Jeder Satz kann so sein ganz eigenes Wesen entfalten und ganz nebenbei noch unverkennbare Stilisierung der Tanzkonvention sein. Mithin: absolut unkonventionell, aber ohne einen Anflug von Willkür oder Sturheit. Dieser unschätzbare Dienst an Bach muß Geschichte machen. Tip zum Reinhören: die c-moll-Sarabande – out of this world.

Christoph Schlüren
(Rezension für Klassik Heute)