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Perahia über Celibidache

Murray Perahia gilt vielen als der "mozartischste Pianist" unserer Zeit. In der Tat verkörpert wohl seit dem großen Dinu Lipatti keiner so das Zusammentreffen von zauberhafter Innigkeit, beflügelter Transparenz und stürmischem Zugriff wie der 1947 in der Bronx geborene, von aus Griechenland eingewanderten sephardischen Juden stämmige Perahia, der heute abend in der Philharmonie das erste von drei Konzerten mit den Philharmonikern unter Celibidache gibt. Auf dem Programm steht Beethovens viertes Klavierkonzert.
Perahia betont, wie sehr er es genießt, mit Celibidache zu spielen: "Ich habe das größte Vergnügen daran, da ich mich rundherum als wirklicher Musiker fühlen kann. Alles ist natürlich - und Natürlichkeit ist gerade heute von äußerster Bedeutung, auch wenn viele es für zu simpel halten. Die Menschen werden doch von einer solchen Künstlichkeit gefangengenommen, und sie verlieren den Kontakt zu ihrer musikalischen Natur, zu ihrer Gefühlswelt! Celibidache hat da einen anderen Weg beschritten.

Soweit ich es sehe, hat er es verstanden, das zu leben, was wirklich wichtig ist, und stets bei sich zu sein. Er ist immer in Kontakt mit seiner Emotionalität und mit dem musikalischen Geschehen. Ich fühle mich frei im Zusammenspiel mit ihm, in jenem ständigen Geben und Nehmen, und so eine Gelegenheit ist sehr selten. Gerade auch in der Schumann-Symphonie bewundere ich jenen natürlichen Fluß, sein Rubato, das nie Selbstzweck ist. Er hat seinen Weg gefunden, und für mich ist es eine große Freude, daß wir ein Stück davon zusammen gehen."

Interview: Christoph Schlüren
 
(veröffentlicht in der Münchner tz)