Zum Greifen naheMurray Perahia spielt Händel und ScarlattiSuiten von Georg Friedrich Händel auf dem Klavier, und nicht auf dem historisch korrekteren Cembalo? |
Zum Glück, wenn der Pianist die
Musik in solcher Vollendung entfaltet. Beschreiben kann man nicht,
was Perahia mit engelhaft singendem, lebensvoll perlendem Anschlag
aus dem Flügel zaubert: zerbrechlich in der feinstrukturierten
Vertikalen und mit unwiderstehlicher linearer Kraft; unbeirrbare
formale Stringenz und architektonische Clarté; frei ausschwingendes
Melos, spannungsvoll entspannt federnder Rhythmus; Jeder einzelne
Satz ist als unverwechselbare individuelle Welt, als einmaliger
Charakter eingefangen. Händel hat mitreißende Chorsätze,
prächtige Konzerte geschrieben, doch nie schien mir sein Geist
so zum Greifen nahe wie hier in Perahias solistischen Aufführungen. Ein wahres Fest zugleich verinnerlichten und äußerlich packenden Musizierens - auch in den Scarlatti-Sonaten, die neben den überragenden Darstellungen von Michelangeli und Lipatti bestehen können. Murray Perahia: Suiten von G. F. Händel und Sonaten von D. Scarlatti; Sony SK 62785. Christoph Schlüren (Rezension für das Münchner |