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ARNOLD BAX - vom Überschwang zur Verzweiflung

?Kein Stern wurde je geboren aus dem Ringen des Intellekts." (Arnold Bax)

Einleitungsmusik: aus ?SPRING FIRE" (Royal Philh. Orch. / Vernon Handley)

Arnold Bax wurde am 8. November 1883 in Streatham geboren. Er wuchs in sehr gut situierten Verhältnissen auf und genoß eine ziemlich freisinnige und grundlegend musische Erziehung. Ab 1893 bezog die Familie den idyllischen Parkgrund von Ivy Bank in der Hampstead High Street, eine wahre ?Insel der Seligen" an der Peripherie weltstädtischer Rastlosigkeit. Das träumerische, sich aus dem Alltäglichen fieberhaft hinaussehnende und oft blindlings und in Unterschlagung der Gefahr sich hinauslehnende Element in seiner Psyche, das über lange Zeit hervorstechender Charakterzug ist, dürfte sicher in diesem von der spröden Außenwelt wenig Notiz nehmenden familiären Abgeschiedensein begründet liegen. Die Welt der Träume konnte sich hier geradezu endlos ausdehnen, und ein kreativ geöffneter junger Mensch wie Arnold fand in diesen Träumen Stoff für's Leben, der auch tatsächlich für fast ein ganzes Leben ausreichte. Seine materiellen Verhältnisse waren so großzügig, daß er sich nie um ein Einkommen bemühen mußte, und so hat er sich auch nie als Lehrer betätigt. Sein jüngerer Bruder Clifford machte sich einen für seine Zeit geachteten Namen als Dichter, während Arnold eminente musikalische Begabung zeigte.

Ab September 1900 besuchte er die Royal Academy of Music - die progressivere der beiden Londoner Institutionen (das später gegründete Royal College of Music hatte mit dem Brahms-Epigonen Stanford und Hubert Parry die namhafteren Lehrer - Ralph Vaughan Williams, Bax' bedeutendster Generationskollege und Freund, hatte dort studiert). Er studierte Komposition bei dem Lisztianer Frederick Corder und erwarb sich als Pianist schnell den Ruf als Londons bester Vom-Blatt-Spieler auch der kompliziertesten Orchesterpartituren. Das vierhändige Spiel pflegte er ebenso intensiv mit seinen ihm meist lebenslang verbunden gebliebenen Freunden, und sie sogen alles, dessen sie nur habhaft werden konnten, rauschhaft ein - die neuesten französischen, russischen und deutschen Werke. So waren ihm alle erdenklichen musikalischen Einflüsse in täglicher Praxis präsent.

Der entscheidende, übermächtige Einflußträger jedoch kam aus einer anderen Ecke: 1902 las Bax ?The Wanderings of Oisin" von Irlands großem Schriftsteller William Butler Yeats (1865-1939), der für ihn so anhaltende und abgöttische Bedeutung gewann, daß er in späten Jahren noch mit ungeminderter Begeisterung meinte, die ganze Musikgeschichte sei ihm nicht das wert, was das Werk Yeats' ihm gebe. Zwei Dinge vor allem waren die Folge dieser Begegnung: Bax' Liebe und innere Verbundenheit zu Irland, die in fortwährenden Aufenthalten zur Identifikation mit der intensiven Natur und dem irischen Volk führten - er blieb zwar Engländer, doch seine unwillkürliche Wahl war das keltische Irland, der manifestierte romantische Traum von der besseren Welt. Und er fing an, die Gaelische Sprache mit seltener Vollendung zu beherrschen, und wurde in zweiter Haut neben dem Musikerdasein zum Schriftsteller Dermot O'Byrne. Irland war ihm die Brücke zu dem, was ihm ersehnenswert schien, ohne daß er es hätte fassen können.   So hören wir ihn 1929:

?Diese westirische Atmosphäre schwebt zwischen der Welt, die wir allzu gut kennen, und einer heiteren anderen Welt, die wir hindurchschimmernd zu schauen beginnen, indem wir erwachsen werden, die wir jedoch nie erreichen." Und 1932:

?So ein lieblicher Tag war dies, erfüllt von Westirlands wunderbarem Zauber von Sonne und Meer, und von diesem eigenartigen Gefühl, daß zwischen dieser Welt und einem Märchenland, in welchem niemand altert und keine Schönheit schwindet, nur ein hauchdünner Schleier ist."

Alle Zitate sind der außerordentlichen Biographie ?BAX - a composer and his times" von Lewis Foreman bzw. dem Band ?'Farewell, my Youth' and other writings by Arnold Bax", herausgegeben von Foreman, entnommen. Erschienen sind beide Bücher bei SCOLAR PRESS in England.

(SCOLAR PRESS, Gower House, Croft Road, Aldershot, GB-Hampshire GU11 3HR)

 

Der junge Komponist war, abgesehen von theoretischen Maßgaben, denen er nie einen Stellenwert beimaß, allen nur erdenklichen musikalischen Eindrücken geöffnet, doch wuchs auch sehr schnell sein eigenständiger kompositorischer Zentralnerv mit, der den innewohnenden Ausdruck bestimmte und das von außen Hinzugenommene lediglich als dekorative Fassade annahm - was bei oberflächlichem Zugang leicht zu dem Eindruck führen kann, die Assimilation sei zur Nachahmung statt zur Einschmelzung geworden.

Bax hat viel wunderbare und lebendige Kammermusik geschrieben, doch war er primär Orchesterkomponist. Er hatte einen unglaublich elaborierten Sinn für das Orchester als unerschöpflich vielgestaltig klingendes Wesen - bei ihm klingt das Orchester wirklich so, wie er es brauchte. Das erste erfolgreiche Orchesterwerk war die Tondichtung ?In the Faery Hills", 1910 bei den Proms unter Sir Henry Wood uraufgeführt. Es folgte eine ganze Reihe von weiteren irisch-märchenhaft inspirierten Tondichtungen, von denen viele zu Bax' Lebzeiten unaufgeführt blieben, darunter ?Into the Twilight", ?Rosc-catha", ?Nympholept", die Quasi-Symphonie ?Spring Fire" (die sie zu Beginn hörten), das Vorkriegsmeisterwerk der Kunst der Verzauberung ?The Garden of Fand" und ?The Happy Forest".

?Fast alle meine längeren Kompositionen, die Orchesterwerke in jedem Fall, gründen auf Aspekten und Stimmungen aus der extremen Natur und der Beziehung dieser zur menschlichen Gefühlswelt." (Bax, 1915)

Zwischendurch war seinem Schaffen, nach einer leidenschaftlich angeregten Rußlandreise, der Stempel der russischen Seele aufgeprägt gewesen. In Reaktion auf die dort fehlgeschlagene slawische Romanze heiratete Bax 1911 die Sängerin Elsita Sobrino, und bald waren die Kinder Dermot Colum und Maeve Astrid geboren. Doch Bax wuchs nie ins Vaterdasein hinein, entrann den Realitäten und verschrieb sich den Yeatsfarbenen Traumwelten. Der erste Weltkrieg kam, und das Weltgeschehen blieb ihm eigentlich fremd. Erst die blutige Niederschlagung des Dubliner Osteraufstandes 1916 im geliebten Irland, Verlust und Einkerkerung vieler Freunde rüttelten an seinem Existenznerv.

Schon 1913 hatte die junge Pianistin Harriet Cohen sein lebhaftes Interesse erweckt, und mehr und mehr projizierte er seine emotionale Unrast auf ihr attraktives Wesen. Harriet machte es ihm trügerisch leicht, die ungeliebten Ehebande aus der Hand zu geben - die Trennung von der Familie war schließlich unumgänglich, Arnold stürzte sich in das etwas entropische Harriet-Abenteuer und schuf rastlos Werk um Werk, darunter die ausgedehnten Symphonischen Variationen für Klavier und Orchester, die Harriet exklusiv aufführen durfte, und die mitreißenden Tongedichte ?November Woods" und ?Tintagel".   Letzteres ist ein besonders strahlendes Orchestergemälde und wurde auf Dauer zu seiner erfolgreichsten Komposition, wogegen das charakteristischer eingestimmte ?November Woods" zeit seines Lebens kaum gespielt wurde. Hören Sie nun das Werk, das den Ausgangspunkt seiner Entstehung im hochdramatischen Wechselspiel intensiver Natur- und Seelenstimmung nahm, ?November Woods", in einer Aufnahme mit dem Ulster Orchestra unter Bryden Thomson.

Musik: ?NOVEMBER WOODS"   (18:30)

Auch für ?November Woods" darf, unter Wegfall des barbarischen Schlußtriumphs, gelten, was Bax 1944 zu seiner 22. und letzten Tondichtung ?Legend", ?...die Bedeutung meines Stücks - oder besser: das Fehlen einer solchen Bedeutung..." betreffend anmerkte:

?Dieses Stück ist nicht die musikalische Fassung einer besonderen Geschichte; es will lediglich gewisse charakteristische Elemente in den Sagen mancher nordischer Länder heraufbeschwören - im Zuge der Atmosphäre von Fremdheit und Entlegenheit, die dem Wort ?Legende" innewohnt. Gebirgslandschaften, wildes Wetter, winddurchfegte Burgen, schattenhafte Schlachten und zuletzt Triumph, in barbarischem Satz - das alles kann vielleicht angedeutet sein in dieser Folge musikalischer Episoden."

Imaginative Kraft und wild schillernde Farbenpracht, leicht strömende Melodik und rhythmische Verve mußten Bax als idealen Ballettkomponisten ausweisen, und über die Jahre erreichte er schließlich, daß sich das Interesse Diaghilews mit seinen ,Ballets russes' auf ihn richtete. Über die trotz des wirren literarischen Vorwurfs zunächst vorzüglich aufgenommene Musik zu ?The Truth about the Russian Dancers" sprach die berühmte Tamara Karsawina voll Begeisterung:

?Unversehens war ich im Zauber von Arnolds Musik umfangen. Indem ich zuhörte, entstanden in mir bereits unwillkürlich die Gestaltung und alle Formen, sowie die Klänge da waren."

Doch machte Bax seinen Weg nicht als Ballettspezialist, sondern als Symphoniker. Der gewaltige erste Satz einer Klaviersonate sprengte das vorgesehene Genre und wurde zum ersten Satz einer grimmigen, machtvoll geradlinigen und herben ersten Symphonie, deren langsamer Mittelsatz (alle sieben Bax-Symphonien sind dreisätzig)   die abgründigste Stimmungslage durchführt, die der Komponist je in Klang bannte. Die irische Tragik wird in düsterer Verharrung besungen, nach gewaltigem Aufbäumen und den in der Folgezeit typischen, völlig unvermuteten Fortschreitungen bleibt am Ende frostig-klamm lastende Ungewißheit. Hören wir jetzt das Lento solenne aus der ersten Symphonie von 1922 mit dem London Philharmonic Orchestra unter Bryden Thomson, der für Chandos die kompletten Symphonien Bax' eingespielt hat.

Musik: 1. SYMPHONIE, 2. SATZ   (12:30)

 

In der Zeit nach der Komposition dieses tragischen Monuments schlitterte Bax in eine tiefe Krise, indem seine Weggefährtin Harriet Cohen zunehmend versuchte, ihn zu dirigieren, und ihm ihre wechselhaften Stimmungslagen aufnötigte. Sie drohte, zunehmend Besitz von ihm zu ergreifen. Die Illusion zerbrach, und Bax begann sich erstmals des Auseinanderklaffens zwischen seiner selbstgeschaffenen phantastischen Welt und der äußeren Welt bewußt zu werden. In dieser Zeit der Verzweiflung entstand die von kämpferischem Impetus getriebene 2. Symphonie. Die Depression forderte neue Orientierung. Bax faßte zudem Interesse am mystischen Halbdunkel des sagenumwitterten Nordens, und die Komposition von drei Northern Ballads und der verhangenen kleinen Symphonie mit dem Titel ?Overture, Elegy and Rondo" wies einen Weg aus dem Überreichtum der bisherigen Werke. Angesprochen auf die Probleme vieler Musiker mit der extremen Komplexität seiner Werke, gab Bax folgenden Versuch einer Hilfestellung:

?Womit sich viele in ihrem Verständnis bei meiner Musik plagen, ist die kontrapunktische Basis der Harmonie. Meine Harmonien kommen als das Ergebnis kontrapunktischer Bewegung hervor. Für jene, die meine Musik verstehen wollen, ist es nutzlos, in aufwärts oder abwärts generierten harmonischen Blöcken zu denken; jede Stimme muß als melodische Linie begriffen werden."

Die dritte Symphonie von 1929, ein lichteres Werk, das bemerkenswerte Spuren der Auseinandersetzung mit Strawinskij trägt, ohne sich direkt auf den Russen zu beziehen, wurde seine beliebteste. Zum Wandel seines Stils bemerkte Bax:

?Soweit ich es erkenne, ist die einzige neue Tendenz in meinem Stil nichts weiter als eine Modifikation der Art, wie ich immer geschrieben habe. I am a brazen romantic - ich bin ein eherner, unverbesserlicher Romantiker, konnte nie etwas anderes gewesen sein und werde nie etwas anderes sein. Damit will ich sagen, daß meine Musik Ausdruck emotionaler Zustände ist. Ich habe kein Interesse - wie auch immer - in Klang um seiner selbst willen oder in allerlei ,Ismen' und Parteien...

Jede intellektuelle Einlassung ruiniert den Fluß kreativer Kraft... die Größe eines Kunstwerks steht in umgekehrtem Verhältnis zu seiner Intellektualität."

Aus jener Zeit stammt der Hauptteil seiner farbenprächtigen Musiken für zwei Klaviere, worunter ?The Poisoned Fountain" mit besonders starken introvertierten Qualitäten hervorsticht.

Musik: Anfang von ?THE POISONED FOUNTAIN"  

Mit dem Ende der Zwanziger Jahre wurde die Hinwendung zur nordischen Klangwelt umso definitiver, so erstmals ganz offenbar in ?Winter Legends", quasi einer Symphonie für Klavier und Orchester. Die vitale, äußerst kontrastreiche vierte Symphonie von 1931 beweist, daß diese neue Ausrichtung nicht nur in dunklem Gewand auftreten kann. Dafür ist die Klangwelt von ?The Tale the Pine-Trees knew" umso düsterer und geheimnisvoller, in Schatten der Vergangenheit getüncht - die geistige Nähe zu Sibelius, der viel von Bax' Musik hielt, ist auffallend. Harriet Cohen berichtete anläßlich der britischen Erstaufführung von Sibelius' spätem Meisterwerk ?Tapiola":

?Mitten im Stück schaute ich kurz zu Arnold hinüber, und Tränen rannen über sein Gesicht. Jahre später erzählte er mir dann, daß er und Cecil Gray sich einst geeinigt hätten: auch wenn Sibelius kein einziges weiteres Wek geschrieben hätte, so würde ihm dieses eine seinen Platz unter den Unsterblichen sichern für alle Zeit."

In verwandter Stimmung tritt die fünfte Symphonie auf, bei der allerdings auch die unvermutete Assoziation mit Debussy-nahen Klangfolgen auffällt. Diese Nähe ist jedoch, wie frühere Einflüsse von Wagner, Strauss, Ravel, Debussy und den Russen, nur eine Oberflächenerscheinung - eine Ausnahme vom nicht-imitierenden Prinzip bildet nur das schwungvolle Strauss-Pastiche ?Overture to a Picaresque Comedy", freilich gespickt mit Baxismen.

Die sechste Symphonie mit ihrem originell verschränkten Finale, dessen zentrale Steigerung sich in einem der gewaltigsten Baxschen Höhepunkte entlädt, gilt bei vielen als sein stärkstes Werk. Längst hat sich der friedvolle Epilog (von Vaughan Williams erstmals in dessen ?London Symphony" etabliert) als Schlußmittel in Bax' Symphonien durchgesetzt (ein barbarischer Triumphzug in der vierten Symphonie ist die wirkungssichere Alternative).

Ab der Mitte der Dreißiger Jahre, ließ Bax' Schaffenskraft dramatisch nach, die Inspiration, die nie faßbar, nie begreifbar gewesen war, schwand dahin, und im Herbst 1936 bekannte ein zeitweise resignativer Komponist:

?Ich bin ziemlich müde in musikalischer Hinsicht - und möchte diesen Herbst überhaupt keine anstrengende Arbeit verrichten müssen."

Und 1938, in dem Jahr, das immerhin den letzten Werken von echtem Gewicht gewidmet war, dem lyrisch-transparent gewobenen Violinkonzert und der siebenten Symphonie, brach es aus ihm heraus:

?Mein Leben war immer so fiebernd, daß ich nicht weiß, wie ich je ein Werk erstellte. Und ich kann nicht erwachsen werden, und mich sehnen nach Heim, Kindern und festen Dingen. Gerade jetzt ist es schlimmer denn je, und ich bin nicht in der Lage, ein Werk zuwege zu bringen - das ganze Jahr über war es so. Alles nichts als ein einziges Fieber."

Die siebente Symphonie bezeugt das extreme Qualitätsgefälle dieser letzten großen Zeit: der erste Satz ist für sich allein schon eine gigantische symphonische Fantasie - Bax at his best. Der äußerst heikel auszuführende langsame Satz kann wunderbar sein, doch das Finale rückt in die Nähe der gebastelten Gelegenheitsmusiken, die eine innere Notwendigkeit nicht kennen - so etwas konnten andere besser.

Und bei seiner empfindlichen Seelenhülle war es denn auch ein schwerer Fehler, ein Schritt zur Selbstvernichtung und zur Erniedrigung vor sich selbst, den ehrwürdigsten Posten anzunehmen, den das Vereinigte Königreich einem Komponisten offerieren konnte: 1941 wurde Sir Arnold Bax Master of the King's Musick, wurde damit aber auch dazu verdammt, Aufträge zu repräsentativen Anlässen anzunehmen, auch wenn der Brunnen der Inspiration zeitweise völlig versiegte und nie mehr in alter Frische sprudelte. Denn, so Bax 1929: ?Nichts kehrt wieder, ausgenommen im Traum oder über das Gedächtnis." Großen Erfolg brachten ihm noch die Filmmusiken zu ?Malta GC" und zu ?Oliver Twist"; das interessanteste späte Werk, die Tondichtung Nr. 22 ?Legend", steht allein inmitten des Verfalls, der mittlerweile auch optisch zugeschlagen hatte: der einst so zart Gebaute sprach übermäßig dem Whisky zu und war dick geworden und in sich zusammengefallen. Ausgerechnet er, der eines vor allem wünschte: nie alt zu werden. Irgendwie, vor allem dank der irischen Wahlheimat, fand dieser Druide, dem der Zaubertrank abhanden gekommen war, trotzdem seinen Frieden gegen Ende. Im November 1952 konstatierte er:

?Ich bezweifle, ob ich je noch etwas weiteres schreiben werde. Fast jeder hat seine besten Dinge getan, bevor er mein jetziges Alter erreicht hat. Ich fühle, daß ich alles gesagt habe, was ich zu sagen hatte, und es ist nutzlos, mich selbst zu wiederholen... Ich verspüre wirklich keinen Anstoß, derzeit etwas zu komponieren, und habe jedenfalls eine verdammte Menge geschrieben zu meiner Zeit."

Etwas mehr als einen Monat vor dem gefürchteten 70. Geburtstag starb Arnold Bax dort, wo er sich das immer gewünscht hatte: in Irland, am 3. Oktober 1953 in Cork.

Begeben wir uns noch einmal zurück in die goldenen Tage im Schaffen dieses schweifenden Phantasten. Wie war sein Zugang? Wo die Worte nichts mehr sagen können, der Denker keine Antwort denken kann - wie funktioniert da der Schaffensprozeß? Um mit Bax zu sprechen:

?Wahrscheinlich ist alles, was in den Werken von Künstlern zu allen Zeiten wirklich lebendig bleibt, dem sogenannten ?Schöpfer" überlassen worden, mit geringem oder keinem bewußten denkerischen Bemühen seitens des Schaffenden.

Die Stunde oder der Moment der Inspiration setzt die völlige Ruhestellung jener knarrenden Maschine - des ?Gehirns" - voraus - einen Bewußtseinszustand, der demjenigen religiöser Ekstase entsprechen mag.

Der wahrhaft inspirierte Künstler besitzt nicht eine Gabe, sondern ist von dieser besessen, und von einem Dämon."

Zum Abschluß etwas von einem Dämon aus nordischen Nadelwäldern: die 1931 entstandene Tondichtung ?The Tale the Pine-Trees knew" mit dem Ulster Orchestra unter Bryden Thomson.

Musik: ?THE TALE THE PINE-TREES KNEW" (17:30)

(Bax' Notenmateriale sind fast ausnahmslos bei Warner-Chappell verlegt, und werden in Deutschlan über Bote & Bock, Berlin, Hardenbergstr. ausgeliefert.)

Sendemanuskript für BR4;

  Produktion: 19.12.1994;

Erstsendung: 16.1.1995, 23:oo-24:oo, ?Montagsthema"

Christoph Schlüren, 12/94