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Halvor Haug

Unergründliche Tonwelt
"Silence" (Stille) für Streicher (1977)

'Silence' entstand 1977 während des Aufenthalts in einem kleinen Zimmer in Hamburg. Das Stück ist sehr auf klangliche und strukturelle Verfeinerung angelegt. Haug "versuchte, mit sehr einfachen Mitteln meine Gedanken über die Stille musikalisch auszudrücken". Am Anfang und am Ende steht ein leiser d-moll-Klang, ihm tritt jeweils direkt das harmonisch maximal entfernte as-moll (Tritonusverhältnis) entgegen. Diese Akkorde atmen, schwellen an und ab. Die Anfangsakkorde werden mit sparsam-harmoniefremder Bewegung einzelner Stimmen belebt, beunruhigt, auf das Folgende hin orientiert. Am Schluß wird die anfängliche Bewegung gespiegelt. Zwischen den rahmengebenden Klangsäulen konstituiert sich ein verhaltenes Tongedicht.

Das Hauptthema wird solistisch eingeführt, rezitativisch mit Halteklang-Inseln. Dann kommen, als ein statisches Element, repetierte Achtel mit einem es-h-d-Klang, dazu das Thema in Umkehrung. Eine erste Entwicklung führt bis zum Mezzoforte, eine zweite, im gegenbewegenden Sekundgang, reißt im Fortissimo auf einem A-Dur-Quartsextakkord ab. Bruchstückhaft treten die repetierten Achtel in der Rückführung auf, nun als f-h-e-Klang, der orientierungslos im Nichts stehenbleibt. Der Anfang kehrt zurück.

Christoph Schlüren, 1997

[Einführungstext zu Simax CD]