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Steinböcke aus Amerika

Leonard Slatkin dirigiert Barber-Konzerte

Kaum ein Dirigent dürfte heute amerikanische Kompositionen purer und stilechter servieren als Leonard Slatkin, demnächst Chefdirigent des National Symphony in Washington, mit seinen Symphonikern aus St. Louis. Der swingende, nie stockende Rhythmus, das entspannte Spiel, die exakte Ausführung sind außerordentlich und machen Coplands cool-antiromantische Fakturen zum sinnfälligen Westerncoup. Barbers Konzerte aber sind an melodienseliger Schönheit kaum übertroffen, und wenn man dem verführerisch schwelgenden Violinkonzert schon kaum widerstehen mag, so ist es vor allem Steven Isserlis, der im Andante des Cellokonzerts einen schwerelos "geigerischen" Zauber kreiert, der jenseits von real America liegt. Das Konzert der drei blasenden Steinböcke ist ein kapriziös flink flunkerndes Vergnügen.

Christoph Schlüren

Samuel Barber: Violinkonzert (Kyoko Takezawa, Violine), Capricorn Concerto (Steinbock-Konzert) für Flöte, Oboe, Trompete und Streicher, Cellokonzert (Steven Isserlis, Cello); RCA/BMG CD 09026 68283-2.
Aaron Copland: Organ Symphony, Dance Symphony, Short Symphony, Orchestral Variations; RCA/BMG CD 09026 68292-2.
Beide Einspielungen: St. Louis Symhpony Orchestra, Leonard Slatkin.

(Rezension für das Münchner
Kulturmagazin 'Applaus')