Nikos Skalkottas
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Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis dem frühverstorbenen, bei Jarnach und Schönberg ausgebildeten griechischen Komponisten Nikos Skalkottas (1904-49) gebührende Anerkennung zuteil wird. Nicht in seiner Heimat, sondern in Schweden hat nun der Chefdirigent des Athener Sinfonieorchesters die Ersteinspielung von zwei Hauptwerken Skalkottas geleitet. Im 1938 entstandenen Violinkonzert verlangt der Geiger-Komponist vom Solisten extreme Fertigkeiten, vom Orchester flexiblen und feinsinnigen Dialog. Die expressive, musikantisch inspirierte Zwölftönigkeit erinnert zuweilen an Alban Berg, freilich ohne dessen Neigung zum wienerischen Idiom. Der Tonsatz ist sehr durchsichtig, farblich äußerst abwechslungsreich unter Bevorzugung dunkler Wirkungen, und von starken motivischen und dynamischen Kontrasten belebt. Die drei Sätze sind durch motivische Verwandtschaft miteinander verknüpft. Wie im 26minütigen Largo sinfonico von 1944 verwendet Skalkottas von Beginn an mehrere Zwölftonreihen gleichzeitig und schafft in deren Wechselspiel reizvolle freitonale Bezüge. Die formale Gliederung ist bei aller Komplexität klassischen Vorbildern entlehnt und durch die Orchestration verdeutlicht. Trotzdem bedarf es intensiver Auseinandersetzung, um die Eigentümlichkeiten zu erfassen, die Tonreihen wiederzuerkennen und ihren verschlungenen Bezügen zu folgen. In seinen zwölftönigen Werken ist Skalkottas ein Lyriker mit starker dramatischer Begabung, und das Largo sinfonico ist womöglich seine eminenteste Komposition in der Schönberg-Nachfolge. Das Violinkonzert ist wie dasjenige
des Norwegers Fartein Valen all jenen zu empfehlen, die mit
Alban Bergs Gattungsbeitrag vertraut und offen für Alternativen
sind. In den letzten Jahren wandte Skalkottas sich wieder verstärkt
neoklassizistischem Tonfall zu, was zu kleineren, leichter verständlichen
Formen führte. Die früher entstandenen Griechischen Tänze
bewegen sich mit einer natürlichen Flexibilität, die an
Bartók erinnert, auf modalem, unverkennbar nationalem Boden
anders als die zwölftönigen Werke teilen sich diese
kurzen Stücke unmittelbar mit im zündenden bzw. verhalten
innigen Gestus. Sie könnten durchaus viel populärer sein!
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