Allan PetterssonSieben Sonaten für 2 Violinen (1951), Lamento für Klavier,
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Die seelisch zerrissene, in der Heterogenität von Gestus und Ausdruck um strukturelle Einheitlichkeit kämpfende 5. Sonate ist wie eine Symphonie für zwei Geigen. Oft in diesen sieben Duosonaten, die Allan Pettersson 1951 (nach dem 1. Streicherkonzert) komponierte, fordert der musikalische Gehalt einen Ausdruck, der die Möglichkeiten von zwei Geigen vehement übersteigt oder wenigstens in äußerste Grenzbereiche drängt. Viele Charakteristika seiner großen Sinfonik sind hier in kargem Klang gewandet: das Obsessive wie das plötzlich Umschlagende, der nach innen gekehrte Klagegesang wie die Vitalität verfremdeter Folklore. Dies ist die meines Wissens ambitionierteste und seit Bartók substantiellste Musik für Violinduo im 20. Jahrhundert. Die Neuaufnahme von Martin und Cecilia Gelland ist insgesamt detailtreuer (vor allem hinsichtlich Dynamik und Klangfarben) als die auch sehr fesselnde, in manchen Einzelheiten etwas suggestivere Ersteinspielung von Josef Grünfarb und Karl-Ove Mannberg. Die Gellands sind vollkommen aufeinander eingespielt und zuhause im Labyrinth von Petterssons aufrüttelnden, unerschöpflich vielfältigen (und darin unerschöpfliche Probleme bietenden) Mikrokosmen. Diese Musik sollte jeder Geiger kennen! Auch die schlichten frühen Stücke für Geige und Klavier sind von tief berührender Unmittelbarkeit. Christoph Schlüren Vergleichsaufnahmen: 7 Sonaten für 2 Vl.: Grünfarb/Mannberg
(Caprice 21401); 2 Elegien und Romanze: van Keulen/Pace (Koch 3-1651-2);
Lamento: Banfield (cpo 999 169-2) BIS 1028 (70'/1999) |