(72'1997)
Ein unendlicher Klagegesang in zwei Abteilungen ist Allan Petterssons
1968-69 komponierte, mehr als dreiviertelstündige Achte Sinfonie.
Viel dichter, rigider und kompromißloser ist das kontrapunktische
Gestrüpp der Zehnten Sinfonie organisiert, die 1972 während
jener Zeit entstand, als der Gichtbrüchige den "Tunnel
des Todes" durchschritt. So erhaben das große choralartige
Lamento sich gegen Ende aufbäumt: Es reißt ab und zum
Schluß kehrt die unerbittlich schroffe Welt wieder, die dieses
Werk dominiert. Das ist keine schöne Musik, sondern die tönende
Konfrontation mit dem inneren Schlachtfeld. Der Hörer muß
sich dem ausliefern oder es wird ihm unerträglich denn
Hören ist Leiden. Petterssons Musik kann depressionsfördernd
wirken. Segerstam schlägt zügige Tempi an. Thomas Sanderlings
Berliner Konzertmitschnitt bringt das Harsche, Rauhe
unmittelbarer zur Geltung, ist aber in den strukturellen Details weniger ausgefeilt.
Beide Aufnahmen Segerstams klingen nicht nur kultivierter, sie sind
vor allem in der komplexen Rhythmik und Metrik viel klarer durchgeformt
und sinnfälliger ausgespielt. Seine Einspielung der Zehnten
ist derjenigen Francis deutlich überlegen, und auch seine
Achte hat Referenzqualität. Die exzellente Tontechnik ist mit
der Erstellung vertikaler Balance ab und zu überfordert.
Christoph Schlüren
Vergleichsaufnahmen: 8. Sinfonie: T. Sanderling
(cpo 999085-2); 10. Sinfonie: Francis (cpo 999285-2).
(Rezension für Klassik Heute)
BIS 880 |