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Hans-Werner Henze, Undine

Ballett in 3 Akten

Das 1957 vollendete Ballett "Undine" gehört zu Henzes stärksten Schöpfungen. Als Gesamtentwurf ist es so etwas wie das divertimentoartigere Gegenstück zu den später entstandenen "Bassariden". Vielleicht könnte mancher Übergang durchkomponierter sein, und der Schluß des zweiten Aktes ist recht konventionell theatralisch. Sonst aber herrscht in der umfangreichen Partitur ein erfrischender Reichtum an Gestalten, Bildern, packenden Szenerien – meist auch formale Stringenz – der von Anfang bis Ende mitreißt.
Das kleine Orchester schützt Henze vor seiner typischen Schwäche, vor allem die tiefen Register zu sehr zu beladen und damit schwerfällig und undurchsichtig zu machen. Im Gegenteil: Hier klingt alles gallisch klar und fein ausgehört, nie wird die Absicht kryptisch verwaschen.

Daran haben alle beteiligten Musiker höchsten Anteil mit vollendet kultivierter und einfühlender Aufführung – klanglich überdies grandios festgehalten. Das stilistische Spektrum in "Undine" ist sehr weit gespannt, von intim bis überschwenglich Romantischem über maskenhaft Neoklassizistisches zu virtuoser 20er-Jahre-Frivolität, und dabei verliert sich Henze nie in bloßen Anleihen, sondern umfängt überall mit seinem zu üppiger Blüte neigenden Eigenton, der in dieser Partitur mit dem Elan einer unerschöpflichen Spontaneität die Zuhörer ins Reich lustvoller Phantasie entführt.
Christoph Schlüren
(Rezension für Klassik Heute)

Peter Donohue (Klavier), London Sinfonietta, Oliver Knussen
DG 453467-2
(2 CD/103'/1996)