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George Enescu

Streichquartette op. 22 Nr. 1 Es-Dur und Nr. 2 G-Dur

Quatuor Ad Libitum

George Enescus Streichquartette, komponiert im Abstand von gut dreißig Jahren, gehören zum eigentümlichsten, gekonntesten und fantasievoll poetischsten in ihrem Genre im 20. Jahrhundert. Zugleich sind beide Werke von horrender Schwierigkeit. Aufnahmen liegen nur mit rumänischen Formationen vor, unter welchen das Quatuor ad Libitum als die bislang beste gelten muß (allerdings ist das Voces Quartett tontechnisch extrem benachteiligt). Die Uraufführung des 46-minütigen ersten Quartetts spielte 1921 das Flonzaley Quartett. Leider stellt sich heute kein Quartett von Weltrang (das Keller Quartett wäre prädestiniert dafür) in den Dienst dieser raffinierten, in ihrem Ineinander von Improvvisando und elaborierter Vielstimmigkeit, weitgespannter Form und minutiös ausformulierter Detailstruktur das Höchste abverlangenden Musik.

So klingt auch hier, insbesondere in den schnelleren Sätzen und zumal in den finalen Aufschwüngen, das meiste zu sehr nach Arbeit, wo der Eindruck absoluter Mühelosigkeit und Souveränität und, darauf beruhend, mitreißende Intensität und unausgesetzter Zauber Enescus Handschrift erst sinnfällig werden lassen. Solange das nicht gelingt, ist die wahre Qualität kaum zu erahnen. Trotzdem ist dies die derzeit beste Einspielung. Gute Tontechnik, schwacher Einführungstext.

Christoph Schlüren

(Rezension für Klassik Heute)

Naxos 8.554721 (73'/1999)