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Felix Draeseke 1. Symphonie G-Dur op. 12,
Klavierkonzert Es-Dur op. 36

Claudius Tanski (Klavier) Wuppertaler Sinfoniker, George Hanson

Erstmals erscheint langersehnt eine Symphonie des großen Felix Draeseke (1835-1913) auf CD, der vielen als der eminenteste Symphoniker und Sakralkomponist seiner Zeit im deutschsprachigen Raum neben Bruckner und Brahms galt. In der Tat kann man sofort hören, daß Draesekes Tonsprache hochoriginell und von höchstem Können geprägt war, doch die Aufführungen – zumal der Kopfsätze beider Werke – sind so klobig, ohne Verständnis für die harmonische Fortschreitung, die in ihrer herben, kontrapunktisch dichten und elaborierten Eigenart hohe Anforderungen an das Korrelationsvermögen der Musiker stellt, daß die Musik nicht vom Fleck kommt. So ist in der Symphonie das knappe, humoristische Scherzo der einzige Satz, der von Draesekes Größe eine Ahnung vermittelt.

Die Welten, die sich im zentralen Adagio auftun könnten, bleiben verschlossen. Das horrend schwere Klavierkonzert bewältigt Claudius Tanski mit achtunggebietender Brillanz, doch ein Dialog mit dem Orchester entsteht nicht, man spielt nebeneinander her. Allenfalls der für das Klavier alleine gesetzte Anfang des Adagio teilt etwas von der Innigkeit und subtilen Qualität dieser ihren Interpreten so schwer zugänglichen Musik mit. Fraglos über diesen Unzulänglichkeiten steht das Niveau der Tontechnik, doch wie sollte sie hier reüssieren? Chance vertan.

Christoph Schlüren

(Rezension für Music Manual)

MDG 335 0929-2 (Vertrieb: Naxos)