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Havergal Brian 2. Symphonie e-moll

Festival Fanfare, Moskauer Symphoniker, Tony Rowe

Der Brite Havergal Brian (1876-1972) komponierte bis ins Alter von 92 Jahren. Mit über siebzig Jahren schuf er seine Symphonien Nr. 8-32. Seine Erste, die 1919-27 entstandene "Gothic Symphony", gelangte aufgrund gigantischer Besetzung und Dauer ins Guinness-Buch der Rekorde. Die Zweite, 1930-31 komponiert, ist viersätzig und dauert über 53 Minuten. Auch sie ist ein Werk von gewaltigen Dimensionen und fantastischen Stimmungen. Der Einfluß von Richard Strauss ist schwächer geworden, dafür sind nun die Vorbilder Bruckner und Mahler, stellenweise auch Wagner, wichtiger. Doch Brian ist kein Epigone. Er folgt seinen unergründlichen Pfaden mit den für sein Schaffen so typischen unerwarteten Umschwüngen, dem versponnenen Lyrismus, aus dem Nichts auftauchenden Konturen und Steigerungen. In dem exzellenten Einführungstext Malcolm MacDonalds werden die formalen Umrisse

übersichtlich beschrieben, doch bedarf es vielfachen Hörens, um die im Detail komplizierten Strukturen, den chromatisch gewundenen harmonischen Plan im Zusammenhang zu erleben. Leider muß dabei vieles hypothetisch bleiben, denn die Aufführung ist ziemlich mangelhaft, offensichtlich ohne große Vorbereitung vom Blatt gespielt. So bleibt es mehr bei der Ahnung von Brians Genie, eine bezwingende Wirkung stellt sich nur tröpfchenweise ein – ehestens in den suggestiven langsamen Teilen. Gerade diese hochkomplex geformte Musik bedürfte dringend erstrangiger Interpreten.

Christoph Schlüren

(Rezension für Music Manual)

Marco Polo 8.223790 (Vertrieb: Naxos)