Alan Rawsthorne Violinkonzerte Nr. 1 und 2, Fantasy Overture |
Durch zwei hochvirtuose Klavierkonzerte ist der Engländer Alan Rawsthorne (1905-71) vor allem unter Pianisten ein Begriff. Sein von beträchtlicher Eigenart bestimmtes restliches uvre, das u. a. drei Symphonien und vier Streichquartette umfaßt, ist international kaum bekannt. Die vorliegenden Violinkonzerte sind für den Solisten sehr reizvoll, wobei sie in der kammermusikalischen Gleichberechtigung über weite Strecken eher wie konzertante Sinfonien anmuten. Die Sologeige wird stets äußerst wirkungsvoll eingesetzt und gerät selten in Gefahr, vom Orchester zugedeckt zu werden. Der Solist ist hier Hauptausdrucksträger, nicht aber Show-Virtuose. Der formale Prozeß ist fantasieartig fließend und wirkt bei aller motivischen Prägnanz improvisatorisch frei. Der Grundton von Rawsthornes Musik ist dunkel melancholisch, doch ist der Gestus nicht klagesüchtig, sondern von verhaltener Introversion, die zwischendurch in dissonanten Motivballungen kulminiert. Auch das rhythmisch Leichte, geisterhaft
Huschende kehrt Rawsthorne hervor, hier besonders in der Fantasie-Ouverture
"Cortèges" von 1945, dem formal einleuchtendsten
Werk, das mit der dramatischen Gegenüberstellung eines langsamen
und eines schnellen Grundtempos beginnt und diese Gegensätze
expandiert. Das erste Violinkonzert umspannt als weitschweifig-stimmungsvolles
Gewebe ohne Unterbrechung zwei größere Abteilungen. Das
1956 uraufgeführte zweite Konzert teilt sich klar in drei Sätze.
Rebecca Hirsch spielt fesselnd, technisch makellos, mit sehnigem
Ton und sehnendem Ausdruck. Das Orchester begleitet routiniert und
nicht sehr einfühlend da wäre mehr Einstudierungszeit
nötig gewesen! Umso feiner sind viele kammermusikalische Passagen
gelungen. |