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Ida Haendel 1996 in Winterthur

George Enescu: Violinsonate Nr. 3 op. 25,
Karol Szymanowski: Mythen op. 30,
Béla Bartók: Rhapsodie Nr. 1, Rumänische Volkstänze;

Als einziges Werk von Rumäniens größtem Komponisten und Geiger George Enescu ist seine dritte Violinsonate zu einem Repertoirestück geworden. Die Forderungen an die Interpreten sind, nicht zuletzt aufgrund seiner wundervollen Aufnahme mit Dinu Lipatti von 1943, immens hoch. Auch der tonlich ähnlich bezaubernde Menuhin und der brillante Stern konnten da nicht heranreichen. Ida Haendel, der einstigen Enescu-Schülerin, gelingt es, in völlig eigenständiger und dabei die spezifisch folkloristisch-improvisatorischen, kantablen und tänzerischen Qualitäten der grandiosen Komposition fesselnd entfaltender Weise, neben dem Meister zu bestehen. Ihr Spiel hat eine unwiderstehliche und bezwingende Kraft. Nicht minder liegt ihr die schwebende Intensität von Szymanowskis ekstatischen Mythen, denen sie frappierend organische Gestalt verleiht.

Bartók spielt sie mit hinreißender Verve und Glut, und überall ist Ashkenazy ein kongenialer Partner mit Instinkt fürs Typische und Wesentliche, der – einzige Einschränkung! – sich im forte wohler fühlt als im piano, woraus aufnahmetechnische Troubles resultieren. Beigegeben ist eine 75-minütige Bonus-CD mit Haendel-Aufnahmen aus den 40-er Jahren, die auch allein die Anschaffung wert wäre: Beethoven (Sonate op. 30 Nr. 3), Schubert (Sonatine g-moll), Szymanowski (Notturno e Tarantella) und viele kleinere Juwelen. Ein Muß nicht nur für Geiger!
Christoph Schlüren
(Rezension für Klassik Heute)
Ida Haendel (Violine), Vladimir Ashkenazy (Klavier);
Decca 455488-2
(61'/1996)