Peter Bastian und das Danish Wind QuintetDer fagöttlichste Allrounder |
Peter Bastian ist seit Jahrzehnten
eine der populärsten Gestalten im dänischen Kulturleben,
sowohl als Musiker wie als Autor der umfassenden phänomenologischen
Schrift 'Das Innenleben der Musik', die bei allem Erfolg leider
bis jetzt der Übersetzung ins Deutsche harrt. Nicht alle wissen,
dass er bis Mitte der siebziger Jahre hauptberuflich theoretische
Physik an der Kopenhagener Universität unterrichtete
bis heute ist er, nicht zuletzt ob seiner immensen Vielseitigkeit,
ein gefragter Diskussionspartner und Referent auf naturwissenschaftlichen
und interdisziplinären Symposien. 1943 als Sohn der Opernsänger
Gert und Birgit Bastian geboren, hat er es fertiggebracht, sowohl
auf dem Gebiet der klassischen Musik als auch auf demjenigen des
vorwiegend rhythmisch orientierten, im Kreuzfeuer zwischen Folklore,
Jazz, Tanz und Meditation angesiedelten 'Crossover' eine hervorragende
Rolle zu übernehmen. Er studierte Fagott bei Åge Bredahl
am Königlichen Konservatorium. Die entscheidende Prägung
als Musiker und unabhängiger Denker erhielt er von Sergiu Celibidache,
dessen Schüler er vom Anfang der siebziger bis in die achtziger
Jahre hinein war. Zusammen mit den Musikern des Danish Wind Quintet
setzte Celibidache 1971 Mozarts Sinfonia concertante für Bläser
aufs Programm des Dänischen RSO, und die erhaltene Aufnahme
dokumentiert (mit einigen kleinen Live-Pannen) eine einmalige Verschmelzung
solistischer und kollektiver Energien zu organischer Gesamtgestalt
(hoffensichtlich irgendwann auf CD zugänglich!). Das Danish
Wind Quintet und das dürfte, zumal auf solch phänomenalem
Niveau, der Bläserquintett-Weltrekord sein! spielt nunmehr
im 34. Jahr in unveränderter Besetzung zusammen, und es ist
nicht übertrieben, ihr Spiel als das homogenste, stilsicherste,
natürlichste und im Zusammenwirken vitalste zu bezeichnen,
das ich von irgendeiner Kammermusikgruppe gehört habe, egal
ob live oder auf CD. Man höre nur das (von Mordechai Rechtman
vortrefflich arrangierte) Mozart-Quintett KV 406, die Deux pièces
von Ropartz (eine Art Taschen-Debussy) oder gar das Quintett von
Carl Nielsen wohl die fesselndste Nielsen-Aufnahme überhaupt!
Der alte Celibidache bekannte einmal: "Kein Ensemble hat das
mit mir Erarbeitete so verinnerlicht und sich so vollkommen angeeignet
wie diese wunderbaren Musiker". Gerade auch Erzfeinde der Hammondorgel sollten sich einmal eine Stunde mit seiner grenzüberschreitenden Überfliegertruppe 'Bazaar' gönnen es dürfte mehr hängenbleiben als nur Bewunderung und Ausgelassenheit. Sogar eine Trivialgattung wie die Meditationsmusik hat Bastian in 'Forest Walk' aller Niederungen enthoben, und paradoxerweise funktioniert es hier mit konzentriertem Zuhören ebenso wie mit purer Entspannung. Ja, und dann: Bastian als Komponist, mit '5!' für Bläserquintett auch das eine höchst spannende Erfahrung Es ist höchste Zeit, dass dieser fantastische Musiker und fagöttliche Allrounder endlich auch hierzulande entsprechende Würdigung erfährt. Christoph Schlüren (Originalfassung eines Beitrags für Klassik Heute) Diskographie Danish Wind Quintet spielt C. Nielsen: Quintett op. 43, Mozart/arr.
Rechtman: Divertimento KV 439b, Ropartz: 2 Pièces, Bastian:
5!, P. Rasmussen: Quintett
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