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Symphonischer Eremit

Orchestermusik von Harold Truscott
in Ersteinspielungen

Es war ihm nicht vergönnt, Aufführungen seiner symphonischen Musik zu erleben, ja, man hielt den bescheidenen Mann nur für einen hochqualifizierten Musikschriftsteller, keineswegs aber für einen Komponisten: Der Engländer Harold Truscott (1914-92) ist eine der grandiosesten Ausgrabungen des Raritätenlabels Marco Polo, eine symphonische Urbegabung. Truscott hat fast alles gekannt, in Geschichte und Gegenwart, und Mahler, Strauss, Sibelius, vor allem aber Carl Nielsen und sein Freund Havergal Brian (selbst ein Genie abseits des Modernismus) haben ihn angeregt. Doch Truscotts musikalische Welt besitzt persönliche Vitalität und Atmosphäre, arbeitet suggestiv mit steigernden Motivwiederholungen und kühnen, außergewöhnlichen Wendungen innerhalb einer erweiterten Tonalität.

Die Symphonie hat originelles Format wie Brians beste Werke, gehört zu Britanniens Spitzenwerken. Unwirklich schön ist die Elegie, in fantastisch dunklen Farben gemalt. Von eremitischer Eigenart, und ordentlich gespielt.
Truscott, Symphonie E-Dur, Suite G-Dur, Elegie für Streicher; Nationales Symphonieorchester Irland, Gary Brain; Marco Polo/Naxos 8.223674.
Christoph Schlüren

(Rezension für das Münchner Kulturmagazin 'Applaus')