Spaß und KönnenOrchesterwerke von Hans Kox |
Auf plump anrührende Weise versucht der Booklet-Autor, den 1930 geborenen Holländer Hans Kox gegen Vorwürfe eines Anachronismus in Schutz zu nehmen, die wir keineswegs zu erheben gedenken. Verglichen mit Boulez, ist Kox Musik so aktuell wie die unterhaltsameren Kompositionen Hanns Eislers (etwa 'Kuhle Wampe') neben dem Schaffen Weberns. Natürlich ist es der Neoklassizismus mit seiner objektivierten, oft karikierenden Haltung, zumal in der überragenden Gestalt Strawinskijs, von dem Kox hauptsächlich angeregt wurde. Doch ist bei aller Begabung fürs Rhythmische, Koloristische und Programmatische eine gelegentlich Oberhand gewinnende Tiefe und Größe des Ausdrucks, ein Sinn für weitere Proportionen und Dimensionen nicht zu übersehen, der für eine symphonische Begabung spricht, wie sie die hier vorgestellten Suiten nicht fordern, welche zwischen 1960 ('Spleen') und 1994 ('Das grüne Gesicht') entstanden. Was für ein Überfluß an Einfällen, was für ein Reservoir an stilistischen Mitteln (hierin fast an Schostakowitsch erinnernd), welch bildhafte, suggestive Sprache und zielsichere Satz- und Orchestrationstechnik. Um Neues per se geht es hier nicht, aber das teilweise
Überlieferte neu er- bzw. gefunden, verwandelt, in unaustauschbarem
Kontext tritt mit einer lebendigen Frische und Grazie, einem
Charme und einer Clarté auf, die nur dort auf taube Ohren
stoßen, wo eine falsche Erwartungshaltung besteht. Wer Vergnügen
auf hohem Niveau haben möchte, Spaß mit Können verknüpft,
der wende sich ohne Zögern Kox zu, zumal so ausgezeichnet dargeboten
und deutlich eingefangen wie in dieser tasmanisch-holländischen
Produktion. Wer mehr von Kox hören möchte, sei auf die
herrlichen Aufnahmen seiner drei Violinkonzerte mit Silvia Marcovici
hingewiesen (Donemus CV 68) sowie auf einige Einspielungen mit John-Edward
Kelly, dem "King of the classical saxophone", bei den
holländischen Labels Attacca Babel und Emergo |