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Forelle und Sirenen

Unergründlich sind die Wogen der Zeit: in den letzten dreißig Jahren war der Österreicher Theodor Berger (1905-92) allmählich in völlige Vergessenheit geraten. Die Firma Antes hat in Rundfunkarchiven gestöbert und vier geächtete Schätze gehoben, unter denen die zwei Kubelik-Aufnahmen herausragen. Das Concerto Manuale, ein "Orchesterstück für handgespielte Instrumente" (geht die Kürzung auf den Komponisten zurück?), und auch La Parola, zeigen Berger als Meister suggestiv vorantreibender Rhythmik und obsessiv kreisender Melodik im Geiste Ravels, als auf Klarheit des Satzes gerichteten Orchestrator und zielbewußten Harmoniker. Seine Stellung als romantischer Vertreter Neuer Sachlichkeit ist in den zwei anderen Werken offenkundig:

der Symphonische Triglyph, der aus der sich zusehends verdichtenden Hektik neuzeitlichen Tonsatzes dreimal den Blick durch die Dornen der Zeit auf das selige Dornröschen Schubert freigibt - spätere Collage-Kollegen wie Schnittke müßten ob der Souveränität des Ineinanderfügens erblassen. Lieblich grüßt die Forelle! Und in "Frauenstimmen im Orchester" singen Donausirenen drei wortfreie Traumgespinste auf den Tod eines Anglers - verführerisch phantasierend zwischen Debussy und Hindemith.

Christoph Schlüren

Antes/Bella Musica CD 31.9047