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Dirigenten in historischen Aufnahmen

Größe in neuem Licht

Sergiu Celibidache dirigiert (1945-48): Busoni: Berceuse élégiaque, Brahms: 4. Symphonie, Dvorák: Cellokonzert, Debussy, Prokofjev, Glière, Beethoven, Strauss, Britten, Haydn, Berlioz, Tschaikowsky etc.; Tibor de Machula (Cello), Erna Berger (Sopran), Berliner Philharmoniker, RSO Berlin
Music & Arts 4CD 1079 (Vertrieb: Note 1)
Carl Schuricht dirigiert (1937-52): Reger: Mozart-Variationen, Haydn/Gevaert: Cellokonzert D-Dur, Bruckner: 9. Symphonie, Beethoven: 3. und 7. Symphonie, Mendelssohn, J. C. Bach, Schubert, Wagner; Enrico Mainardi (Cello), RSO Stuttgart, Großes Berliner RSO, Orch. des Reichssenders Berlin
Music & Arts 4CD 1094
Max Fiedler dirigiert (1936): Brahms: Violinkonzert, Schumann: 1. Symphonie; Siegfried Borries (Violine), RSO Berlin
Music & Arts CD 1092
In Kooperation mit dem Deutschen Rundfunk-Archiv in Berlin und Frankfurt lanciert das auf historische Juwelen spezialisierte amerikanische Label Music & Arts eine ambitionierte Serie mit teils nie zuvor veröffentlichten Aufnahmen, durchwegs in bislang nicht dagewesener Klangqualität. Neben hochinteressanten Zusammenstellungen von Dirigenten wie Furtwängler, Kabasta, Abendroth oder Klemperer sei auf drei hochkarätige Veröffentlichungen hingewiesen, die drei große Maestri in neuem Licht erscheinen lassen. Dass Sergiu Celibidache von Anfang ein absoluter Ausnahmemusiker war, beweist der herrlich ausgehörte, dem Feinstofflichen huldigende Mitschnitt von Ferruccio Busonis 'Berceuse élégiaque' mit dem Berliner Rundfunk-Orchester am 24. Juli 1945 – zauberhaft und treffend gestaltet wie seither in keiner Aufnahme. In allen weiteren Celi-Dokumenten sind die Berliner Philharmoniker zu hören. Eine besondere Rarität ist Prokofjevs 1. 'Romeo und Julia'-Suite (2 Sätze daraus hat er später nicht mehr dirigiert). Endlich ist das Cellokonzert von Dvorák nicht falsch (mit "Fournier und LSO"), sondern korrekt (Machula und BPO)

deklariert, packend Tschaikowskys 'Romeo und Julia', hinreißend Glières Konzert für Koloratursopran und Orchester mit Erna Berger. Bei Brahms’ Vierter und Debussys 'La mer' sind aufschlussreiche Vergleiche mit den späteren Stuttgarter und Münchner Mitschnitten möglich. Mehr davon! Carl Schuricht war ein sehr fesselnder Beethoven-, Bruckner- und Wagner-Dirigent. Doch hatte man bisher keine Gelegenheit, ihn mit den jugendstiligen Variationen und Fuge über das Thema aus Mozarts A-Dur-Sonate von Max Reger zu hören, denen er eine unerhört subtile und kraftvolle Darstellung angedeihen lässt. Auch Mendelssohns Athalia-Ouverture ist vorzüglich erfasst, wenngleich orchestrale Schwächen nicht zu überhören sind. Nicht mehr überzeugen kann Gevaerts Arrangement von Haydns D-Dur-Cellokonzert, obgleich von Mainardi mit romantischer Inbrunst dargeboten. Und schließlich Max Fiedler, der noch mit Brahms Bekanntschaft geschlossen hatte und mit seinen "authentischen Aufführungen" von dessen Symphonien legendär wurde: Der junge Siegfried Borries traf im Violinkonzert couragiert den rechten Brahms-Ton und genoß eine warme, agogisch sinnfällige Begleitung, und Schumanns Frühlings-Symphonie ertönt als romantisches Monumentalgemälde mit wundervoll innigen Monenten.

Christoph Schlüren

Interpretation: 7

Editorischer Wert: 7

Technik: 5