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Dimitri Mitropoulos dirigiert die
Berliner Philharmoniker

Salzburger Festspiel-Dokumente

Mendelssohn: 3. Symphonie, Schönberg: Variationen op. 31, Debussy: La mer
Orfeo C 488981 B

Dieser Mitschnitt vom 21. August 1960 aus dem Salzburger Großen Festspielhaus trägt den Stempel des Besonderen. Die Kritik erkor das Konzert der Berliner Philharmoniker unter Dimitri Mitropoulos zum historischen Ereignis. Wenn man die Aufnahme von Mendelssohns Schottischer Symphonie hört, versteht man, warum. Der Klang ist natürlich sehr historisch, und auch nicht jede instrumentale Hürde wird makellos bewältigt. Das aber ist kein Wunder, denn Mitropoulos hielt das Berliner Spitzenorchester zu bedingungslosem Risikospiel an. Man kann nur bewundern, wie leicht, graziös und dabei bewußt und klar artikuliert das atemberaubende Scherzino-Tempo vorüberhuscht! Der exakte rhythmische Drive wirkt stets feurig und frisch, die kontrapunktischen Finessen der Ecksatz-Durchführungen sind vortrefflich herausgearbeitet und in den Gesamtfluß integriert, und die kantablen Themen sind mit Herzblut erfüllt (ergreifend das Adagio), wenn auch nicht exzessiv übersteigert wie unter Bernstein. Mitropoulos ist bei aller Leidenschaftlichkeit nüchterner, mitunter auch härter, gröber.

Als Dirigent von Arnold Schönbergs Orchester-Variationen op. 31 beweist er den analytischen, doch keineswegs kühlen Blick eines Mannes, der selbst in einem "fortschrittlichen" Stil komponierte. Daß hier die Umsetzung stellenweise hinter den hochfliegenden Intentionen zurückbleibt, ist angesichts der unzähligen Detailschwierigkeiten ganz normal – heute wie damals würde wohl niemand auf die Idee verfallen, Schönbergs Opus 31 live auf die Platte zu bannen. Auch in Debussys "La mer" bewährt sich Mitropoulos' persönliche Synthese aus befeuerndem Musikantentum und sachlicher Denkungsart. Doch der eigentliche Höhepunkt des Konzerts war zweifellos Mendelssohns hinreißend musizierte "Schottische".

Christoph Schlüren

(Rezension für Music Manual)