King Crimson "The ProjeKcts" |
King Crimson are back again! Die legendärste aller Art-Rock-Gruppen geht in diesem Jahr wieder auf Tournee. Zuvor hat man sich in "Fractalisation" geübt, in der Aufsplittung in vier verschiedene "ProjeKcts", die auf den hier vorliegenden, mehr als attraktiv gecoverten und in einer hübschen Box vereinten vier CDs dokumentiert sind. Wer sich für die King Crimson vom Ende der sechziger Jahre und aus der Mitte der siebziger Jahre begeistert hat, mag sich über den aktuellen Sound wundern, doch wer den Weg weiterverfolgt hat über "Discipline", die diversen Abenteuer Robert Fripps und die Crimson-Reunion Mitte der Neunziger, kann nur die unentwegte Kreativität bewundern, mit der die nicht mehr ganz jungen Herren kein bißchen alt, sondern jedes Mal jünger als alle Youngsters aussehen. Auf ProjeKct One, "Live at the Jazz Café", sind Tony Levin, Bill Bruford, Trey Gunn und Robert Fripp in atemberaubend feinabgestimmter, relaxed organischer, suggestiv fesselnder freier Improvisation festgehalten ein psychedelischer Freiflug an vorderster Front, wo sich Wagemut und blitzschnelle Ökonomie die Waage halten. Gerade von Bill Brufords querständigen rhythmischen Attacken kann, wer ihm einmal verfallen ist, kaum genug bekommen. Und so scheint jeder aus der Crimson-Truppe seinen Mitspielern noch den letzten Kick zu geben. Es geht ums höchste Niveau, ohne Kompromiß, ohne jeglichen Leerlauf. Man mag das bezeichnen wie man will, "U-Musik" ist es nun wirklich nicht, denn sie nimmt die ganze Konzentration des Hörers in Anspruch, berauscht ihn natürlich auch mit der inflamatorischen Klangwelt. ProjeKct Two, "Live Groove", ist ehestens eine Fortsetzung überlieferter
Crimson-Tugenden von stupendester Qualität, eine vom ersten
bis zum letzten Moment ungeheuer spannende, melodienselige Trio-Symphonia
von Adrian Belew, Trey Gunn und Robert Fripp, die mit einer rasanten
Instrumental-Version des Klassikers "21st Century Schizoid
Man" schließt. ProjeKct Three, "Masque", bringt
rauhes, forsches Triospiel von Fripp, Gunn und Pat Mastelotto in
etwas ruppigerem Sound ein kerniges Juwel für Crimson-Enthusiasten,
dessen Vielseitigkeit und Reichtum an Überraschungen jeglicher
Beschreibung spottet. Vollendet in Bann schlägt die Quartettbesetzung
Fripp-Gunn-Levin-Mastelotto auf ProjeKct Four, "West Coast
Live". Gerade auch die verhalten bedrohlichen Passagen sind
von magnetischer Brisanz und schüren entspannte Erwartung.
In "Hindu Fizz" toben die Perkussionsteufel im Wind. Man
kann nur staunen über die langen Spannungsbögen, den weitorganisierten
Zusammenhang, der die Spontaneität jedes Einzelnen noch deutlicher
hervortreten läßt und beflügelt, über die Kraft,
Disziplin und Hingabe dieser Musiker, und gerne glaubt man es Fripp,
wenn er in den (erlesen verfassten und bebilderten) Booklets das
musikalische Gelingen als "Akt der Gnade" preist. Go on
forever! DGM offeriert übrigens auch über die Crimson-Projekte
hinaus einen höchst attraktiven Katalog, der auch Renaissance-Laute
und schottischen Dudelsack (auf exquisitem Level, versteht sich!)
nicht scheut. |