< RARE MUSIC STARTSEITE

Peter Hammill

Everyone You Hold

Unter Art-Rock-Gourmets gilt Peter Hammill als der wohl ausdrucksstärkste, vielseitigste Rocksänger der letzten 30 Jahre. Seit er 1969 sein erstes Album mit der Kult-Gruppe Van der Graaf Generator vorlegte, hat er einen engen Kreis von Anhängern um sich scharen können, die ihm zum großen Teil bis heute treu geblieben sind und den Nährboden der sich um ihn rankenden Legende bilden. Neben den berühmten Alben mit Van der Graaf Generator (die hörbar die Vorbilder der frühen Genesis um Peter Gabriel waren) hat Hammill eine Menge von Soloalben vorgelegt (teils mit den gleichen Musikern) und wenigstens jährlich eine Platte mit neuen Songs, worunter "The Silent Corner and the Empty Stage", "Over" und "A Black Box" herausragen. In den 80er Jahren profilierte er sich mit musikalisch eher primitiven Songs in Anlehnung an die Punk-Bewegung, die er Mitte der 70er mit "Nadir’s Big Chance" vorweggenommen hatte. Die Songs der 90er sind klanglich wieder vielschichtiger. Hammills Texte sind seit jeher anspruchsvoll und von suggestiver Wirkung. Er hat sich nie prostituiert. Immer machte er das, woran er glaubte.

Nach "X My Heart" ist ihm nun mit "Everyone You Hold" wiederum ein vortreffliches Album geglückt, das mehr von Heartbeat als von Hard Beat durchzogen ist. Wie üblich spielt er fast alle Instrumente selbst. Zweimal bezirzt Geiger Stuart Gordon die Sinne, zweimal greift Hugh Banton, Van der Graaf-Mann der ersten Stunde, dunkel timbriert in die Orgeltasten. Spannend sind fast alle Songs, doch in "Falling Open" und teilweise in "Tenderness" stellt sich eine besonders berückende, eigentümlich schwebende Atmosphäre ein. "Bubble" ist bester Hammill, mit interessanten Harmoniefolgen und schräger Linienführung. Insgesamt eher die problematischen Seiten des Lebens, aber sehr ergiebig für jeden Rock-Freund, der nichts gegen Horizonterweiterungen hat. Exzellenter, unverwechselbarer Sound.

Christoph Schlüren
(Rezension für Music Manual)

FIE 9117