Alexander Skrjabinarrang. Alexander Nemtin |
Wer die durchaus vorzügliche Melodiya-Produktion des ersten Teils "Universum" der hier nunmehr erstmals eingespielten Trilogie zur Vorbereitung des utopischen "Finalen Mysteriums" von Alexander Skrjabin unter Leitung von Kyrill Kondraschin kennt, weiß, dass diese Musik die hohen Erwartungen, die der fantastische Beginn weckt, nicht ganz einlösen kann. Gleichwohl ist "Universum" faszinierende, erstaunlich spannungsreich gegliederte Musik, wenn man bedenkt, dass Alexander Nemtin (1936-99) nur eine Menge loser Skizzen zur Verfügung standen, die er nach eigenem Gutdünken zusammenzufügen hatte. Doch das reichhaltige Skizzenmaterial erlaubte nicht die vollständige Ausbeutung in einem (40-minütigen) Satz, und so ließ Nemtin zwei weitere folgen: "Menschheit" (52 Minuten) und "Verklärung" (66 Minuten), wiederum voll großartiger und großartig orchestrierter! Momente, und es ist wohl kaum Nemtin anzulasten, wenn zwischendurch den Spannungsbogen einsackt. Auch liegt es nicht an den Musikern unter Ashkenazys identifikatorischem Dirigat, die alles herrlich opulent blühend und auf oberstem instrumentalen Niveau darbieten, mit Hilfe einer grandiosen Klangregie. Nein, es ist Skrjabins eigenes, sinnlich-chromatisch
aufgeladenes Material, das einfach nicht über den enger umgrenzten
Rahmen beispielsweise eines "Poème de lextase"
hinausträgt. Das gigantomanische Werk ist allerdings ein unentbehrliches
Suchtmittel für dekadenzfreudige Skrjabin-Enthusiasten, die
es mit allen Geniemomenten und üppig sehnenden Längen
aufsaugen werden zumal, wenn es so optimal realisiert wird.
Mir erscheint die aus 14 späten Klavierstücken verknüpfte
Ballettmusik "Nuances" da doch gelungener: Hier funktioniert
es musikalisch zusammenhängend, und Nemtin hat es zudem in
einfühlendster Weise verstanden, das Pianistische ins vielgesichtige
orchestrale Idiom zu verwandeln. |