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Alan Rawsthorne

Violinkonzerte Nr. 1 und 2, Fantasy Overture
Rebecca Hirsch (Violine), BBC Scottish Symphony, Lionel Friend

Durch zwei hochvirtuose Klavierkonzerte ist der Engländer Alan Rawsthorne (1905-71) vor allem unter Pianisten ein Begriff. Sein von beträchtlicher Eigenart bestimmtes restliches Œuvre, das u. a. drei Symphonien und vier Streichquartette umfaßt, ist international kaum bekannt. Die vorliegenden Violinkonzerte sind für den Solisten sehr reizvoll, wobei sie in der kammermusikalischen Gleichberechtigung über weite Strecken eher wie konzertante Sinfonien anmuten. Die Sologeige wird stets äußerst wirkungsvoll eingesetzt und gerät selten in Gefahr, vom Orchester zugedeckt zu werden. Der Solist ist hier Hauptausdrucksträger, nicht aber Show-Virtuose. Der formale Prozeß ist fantasieartig fließend und wirkt bei aller motivischen Prägnanz improvisatorisch frei. Der Grundton von Rawsthornes Musik ist dunkel melancholisch, doch ist der Gestus nicht klagesüchtig, sondern von verhaltener Introversion, die zwischendurch in dissonanten Motivballungen kulminiert.

Auch das rhythmisch Leichte, geisterhaft Huschende kehrt Rawsthorne hervor, hier besonders in der Fantasie-Ouverture "Cortèges" von 1945, dem formal einleuchtendsten Werk, das mit der dramatischen Gegenüberstellung eines langsamen und eines schnellen Grundtempos beginnt und diese Gegensätze expandiert. Das erste Violinkonzert umspannt als weitschweifig-stimmungsvolles Gewebe ohne Unterbrechung zwei größere Abteilungen. Das 1956 uraufgeführte zweite Konzert teilt sich klar in drei Sätze. Rebecca Hirsch spielt fesselnd, technisch makellos, mit sehnigem Ton und sehnendem Ausdruck. Das Orchester begleitet routiniert und nicht sehr einfühlend – da wäre mehr Einstudierungszeit nötig gewesen! Umso feiner sind viele kammermusikalische Passagen gelungen.

Christoph Schlüren

(Rezension für Music Manual)

Naxos 8.554240