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Maurice Ravel

Le tombeau de Couperin, Gaspard de la nuit, Valses nobles
et sentimentales, Anton Batagov (Klavier)

Mit sensationellen Veröffentlichungen historischer Schätze hat das New Yorker Kultlabel Arbiter in letzter Zeit auf sich aufmerksam gemacht. Wie "historisch" nun eine Aufnahme von 1987 ist, weiß ich nicht. Hauptsache, sie ist erhältlich: Der 1965 geborene Russe Anton Batagov ist nicht nur ein exzeptioneller Pianist, er offenbart überdies einen ganz eigentümlichen, durch die Auseinandersetzung mit Jazz und Minimal Music geprägten Umgang mit Ravels Musik. Highlight ist "Le tombeau de Couperin". Welcher Drive und Reichtum an farblichen Übergängen, welches mühelos drängende Pulsieren kennzeichnet schon das Prélude, ohne daß es eines besonders forschen Tempos bedürfte! Die Forlane und das Menuett sind in ihrer Eigentümlichkeit und stilisierten Archaik unwiderstehlich erfaßt, die Klangfarbenspiele beschwören magisch die Orchesterfassung herauf. Da spielt einer nicht nur Klavier, sondern erstrebt beständig eine über die instrumentalen Limits hinauszielende Gestaltung.

Dabei ist nichts gekünstelt. Eine neue Ravel-Erfahrung, die auch die "Valses nobles et sentimentales" prägt, wobei hier wie auch in "Gaspard de la nuit" die formale Spannkraft und unergründliche Meisterschaft über alles Pianistische, die einst Michelangelis Spiel innewohnten, unerreicht bleiben müssen – dies freilich für jedermann. "Le tombeau de Couperin" wenigstens hat vielleicht noch keiner so überzeugend eingespielt wie Batagov, der obendrein einen skurrilen Einführungstext in Gould-Manier offeriert. Demnächst übrigens erscheint bei Arbiter Batagovs Darbietung von Bachs Kunst der Fuge.

Christoph Schlüren

(Rezension für Music Manual)

Arbiter 102 (Vertrieb: Musikwelt)