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Felix Petyrek

Klaviermusik 1915-28, Szegoe-Suite, 3. Sonate etc., Kolja Lessing

Als erste Persönlichkeit in einer geplanten Serie mit Musik von Schreker-Schülern stellt der Pianist (und Geiger) Kolja Lessing den in Brünn geborenen, in Wien herangewachsenen und in fast lebenslanger Emigration umherirrenden Felix Petyrek (1892-1951) – durchweg in Ersteinspielungen – vor. Dieser war nicht nur ein vorzüglicher Pianist und beweglicher Geist, der als Anthroposoph durch die Wirrungen des Dritten Reichs lavierte, sondern vor allem ein sehr vielseitiger Komponist von hohen handwerklichen Gnaden. Bei ihm verbinden sich in merkwürdiger Weise groteske und mystische Züge. Die stilistischen Wandlungen sind drastisch. Die 1915 entstandenen Variationen mit Fuge in C-Dur schreiben die Regersche Bach-Rezeption fort. Seine Grotesken Klavierstücke

 

betreiben köstlichste Leichenfledderei mit der heilen Welt der niedergehenden Genrekomposition, und im Irrelohe-Foxtrott karikiert er gnadenlos die visionäre Welt seines Lehrers Franz Schreker. Die 1924 in Opatija verfaßte Suite über den Namen seines Hausarztes Szegoe ist eine eigenständig fesselnde Hommage an Bach. In der 1928 komponierten 3. Sonate werden kerniges Musikantentum und Clownsgrimassen in den Dienst modaler Motivstruktur gestellt. Lessing kehrt das Bizarre, Überdrehte und Doppelbödige besonders heraus. Die Neugierde ist geweckt auf Petyreks Beiträge zu anderen Gattungen.

Christoph Schlüren

(Rezension für Neue MusikZeitung)