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Michail Nosyrev (1924-81)

Akademisches Symphonieorchester St. Petersburg, Vladimir Verbitsky

Michail Nosyrev (1924-81) wurde als 19jähriger Geiger aufgrund einer Denunziation verhaftet und wegen "konterrevolutionärer Agitation" zum Tode verurteilt, dann jedoch zu 10 Jahren Straflager begnadigt. Erst 1989, nach seinem Tod, wurde das Urteil von 1943 "wegen Nichtvorhandenseins des gesamten Verbrechens" aufgehoben und Nosyrev rehabilitiert. Aus dem Lager entlassen, erwarb er sich eine ausgezeichnete Reputation als Dirigent in Woronesch, wurde jedoch erst 1967 auf ausdrückliches Ersuchen Schostakowitschs hin als Mitglied des Sowjetischen Komponistenverbands akzeptiert. Vorliegende Symphonien entstanden in seinen letzten Lebensjahren. Es scheint, daß ihre Haltung und Atmosphäre von den Schrecken und Entbehrungen der Gefangenschaft gestempelt sind: Trostlosigkeit, Vereinsamung, Bedrohung, Aggression und Maskenhaftigkeit sind hervorstechende Merkmale. Über lange Strecken dominiert Einstimmigkeit, asketische, ausgedörrte Linienführung. Bedrückend in sich kreisenden, fahlen Pianissimi steht Bizarres, Groteskes, skeletthaft Klapperndes gegenüber.

 

Penetrante Steigerungen werden aus besessener Motivwiederholung gewonnen. Nosyrevs Musik kontrastiert unter Ausschöpfung der orchestralen Mittel machtvolle Stimmungen. Schostakowitschs Einfluß ist unüberhörbar. Nosyrev ist weniger vital und präsent, aber sehr erschütternd, und professionell in der Orchestration. Der Blick in Schostakowitschs Umfeld lohnt sich.
Christoph Schlüren
(Rezension für Music Manual)

Olympia OCD 653
(Vertrieb: Helikon harmonia mundi France)