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Paul August von Klenau

Symphonien Nr. 1 und 5, Paolo und Francesca

Auch in Dänemark, wo man ja im Rufe steht, sich kaum um Tabus zu scheren, gibt es Feiglinge. Im Booklet zur ersten Portrait-CD mit Orchesterwerken des deutschstämmigen Dänen Paul August von Klenau (1883-1946) heißt es, er habe als Komponist in seiner Heimat nie viel gegolten. Was stattdessen wahr ist: die Dänen haben ein echtes Problem, welches unter den Tisch gekehrt wird. Klenau diente sich den Nationalsozialisten an und wurde mit Opern wie "Michael Kohlhaas" zum Alibi-Zwölftöner der Machthaber. In den vorgelegten Werken hört man das nicht. Die 1908 vollendete, fast 40-minütige erste Symphonie spiegelt stimmungsvoll die konservative Ästhetik und handwerkliche Meisterschaft des Schülers von Bruch, Thuille und Schillings, ist klanglich an Bruckner orientiert und formal von neudeutschen Errungenschaften beeinflußt. Ganz anders die knappe, 1939 entstandene fünfte Symphonie:

Hier hat Klenau die Erfahrungen mit seinem eigenen, "tonartbestimmten" Zwölftonsystem hinter sich, mit dem "eine zukunftgerichtete, der nationalsozialistischen Welt entsprechende Kunst" etablieren wollte, die "mit allen willkürlichen individualistischen Umtrieben im Reich der Töne aufräumt" (zitiert nach Prieberg). Klenaus Begabung lag wohl im Tondichterischen als in der Symphonik, und so beeindruckt mich am meisten die sinnliche, sentimentgeladene Fantasie "Paolo und Francesca" nach Dantes "Göttlicher Komödie", die nicht zufällig an Tschaikowskij erinnert. Aufführungen und Klang sind von erfreulich guter Qualität.
Christoph Schlüren
(Rezension für Music Manual)

Odense Symphonieorchester, Jan Wagner
Dacapo 8.224134
(Vertrieb: Naxos)