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Johannes Jansson

Träumerisch, pastellfarben

Das Schaffen des 1950 geborenen Johannes Jansson ist eher untypisch für seine schwedische Herkunft. Die sanfte Flexibilität, atmosphärische Leichtigkeit und die Wonnen flüchtiger Klangschönheit wirken oft mediterran inspiriert. Sein Orchesterklang scheint mehr von französischen Vorbildern als von nordischen Traditionen auszugehen. Jansson, der zurückgezogen in der Nähe von Malmö lebt, ist ausgeprägter Impressionist, beweglicher Luftgeist und zugleich Beschwörer kontinuierlichen Stimmungszaubers. Alles ist (frei-)tonal ausgehört und unterliegt ständigem modulatorischen Wechsel, der nicht drängende Unruhe verbreitet, sondern naturhaft changiert wie vorüberziehende Wetter. Jansson hat ein reiches Gespür für harmonische Farbwerte, aber auch für instrumentale Kombinationen, die bis ins (seltene) Fortissimo hinein fragil bleiben. Es ist eine träumerische, feinzeichnende Musik, oft plötzlich am Rande des Stillstands, überwiegend pastellfarben und im unaufdringlich Figurativen befruchtet von Janssons intensiver Indien-Erfahrung – stets das Schöne erstrebend und das Gewalttätige meidend.

Hauptwerk ist die 1985 vollendete "Mutation of Death" für Orchester mit Sopran-Vocalise, ein lichtdurchflutetes Tongedicht von nobler Kantabilität (sehr kultiviert Sopranistin Lena Selinder, in einer Live-Aufnahme) – herrlich, ein potentieller Vocalise-Klassiker! Stilistisch eigentümlich klingt das melismatisch durchrankte, 1990-93 entstandene, technisch anspruchsvolle Streichquartett, ausgezeichnet dargeboten vom Lysell Quartett. Weniger überzeugend agiert der Bariton in den Aurobindo-Gesängen "The Silver Call" mit Klavier, deren extrem einfache, reduzierte Faktur auch kleinere Schwächen gnadenlos entblößt. Umso außergewöhnlicher gelingen Anna Norberg die frühen Stücke für Soloflöte von 1973. Informativer Begleittext, ordentliche bis sehr gute Aufnahmetechnik.
Johannes Jansson: The Mutation of Death, 3. Streichquartett, The Silver Call, Die Nachtigall für Klavier, 3 Movements für Soloflöte; Phono Suecia CD 104 (Vertrieb: Disco-Center).
Christoph Schlüren

(Rezension für Neue MusikZeitung)